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Was bedeutet Erfolg im Dressurreiten?
Laut Wikipedia ist Erfolg das Erreichen gesetzter Ziele. Die konkreten Ziele für Erfolg im Dressurreiten können ganz unterschiedlich ausfallen: ein entspanntes Pferd in der Reitbahn, der Start an einer M-Dressur, das Erlernen der Piaffe…
Sich Ziele zu setzen, ist essenziell. Ansonsten irrt man wie ein Fremder ohne Plan in einer grossen, unbekannten Stadt herum. Am besten nimmt man sich ein langfristiges Ziel vor und überlegt nachher die Etappenziele dorthin. Im Mentaltraining wird zwischen Ergebnis- und Handlungszielen unterschieden. Ergebnisziele haben den grossen Nachteil, dass sie nur bedingt durch uns beeinflussbar sind. So hängt das Resultat einer Dressurprüfung sehr stark vom Urteil der Richter und der Konkurrenz ab. Handlungsziele hingegen beschreiben konkret, wie man zum Erfolg kommt (Bsp. ich bin in der Prüfung entspannt und reite die Lektionen fokussiert).
Wie man Ziele setzt und formuliert, beschreibt Jane Savoie direkt zu Beginn ihres Buches „Positiv denken – erfolgreich Reiten“.
- Savoie, Jane (Autor)
Noch etwas ausführlicher geht Antje Heimsoeth in ihrem Buch „Mental-Training für Reiter“ auf das Thema Ziele setzen ein.
- Heimsoeth, Antje (Autor)
Ich habe mir selber als Ziel gesetzt, erfolgreich Dressur zu reiten und freue mich über die sportlichen Erfolge, die ich bereits erzielen konnte. Das Wichtigste und Schönste ist für mich jedoch Harmonie zwischen Pferd und Reiter.
Interviews mit erfolgreichen ReiterInnen zum Erfolg im Dressurreiten
Mich interessiert, wie andere über Erfolg im Dressurreiten und den Weg dorthin denken. Daher habe ich kurzerhand verschiedenen international erfolgreichen Dressurreiterinnen und -reitern folgende Fragen gestellt:
- Was bedeutet für dich Erfolg beim Reiten?
- Was war dein bis jetzt grösster sportlicher Erfolg?
- Welchen Ratschlag gibst du ReiterInnen auf den Weg, die im Dressursport erfolgreich(er) werden wollen?
Vielen Dank an dieser Stelle für die Antworten!
Andrina Suter
Andrina Suter ist auf einem Bauernhof in der Schweiz aufgewachsen und hat schon als kleines Mädchen reiten gelernt. Ihre ersten Dressurturniere bestritt sie mit der Ponystute Diva. Sie hatte auch mehrere Starts in Spring- und Vielseitigkeitsprüfungen und ist in der Dressur mittlerweile bis Grand Prix erfolgreich.
- Was bedeutet für dich Erfolg?
Ein gutes Turnierresultat ist für mich immer eine schöne Bestätigung für die geleistete Arbeit, denn schliesslich investiert man viel Zeit in das Training und ein gutes Management der Pferde. Besonders viel Freude macht es, wenn auch die Pferde Spass haben dabei und motiviert mitmachen. Zudem zeichnen sich gute Reiter/innen für mich dadurch aus, dass sie nicht nur eines, sondern verschiedene Pferde ausbilden und erfolgreich vorstellen. - Was war dein grösster sportlicher Erfolg?
2021 waren die Höhepunkte sicherlich der 4. Schlussrang bei der WM der jungen Dressurpferde mit dem damals 6-jährigen Briatore sowie Siege und Platzierungen in Grand Prix-Prüfungen. - Welchen Ratschlag gibst du anderen ReiterInnen auf den Weg?
Um erfolgreich zu werden, braucht es einiges an Training und Disziplin –auch mit sich selbst. Trotzdem sollte man nicht zu verbissen werden und immer die Freude am Reiten sowie am Umgang mit den Pferden behalten.
Hinweis: Das Interview mit Andrina wurde im März 2022 geführt. Im selben Jahr feierte Andrina am Finale des Nürnberger Burgpokals einen grandiosen Doppelsieg mit Briatore (1. Platz) und Del Curto (2. Platz). 2023 erreichte sie im FEI Prix St. Georges einen hervorragenden dritten Rang gegen ausserordentlich starke Konkurrenz. 2024 wurde sie für den Schweizer Quotenplatz nominiert und nahm mit Fibonacci an den olympischen Spielen in Paris teil.
Antonella Joannou De Rham
In einer Reiterfamilie aufgewachsen entschied sich die Genferin Antonella anstelle für eine Bereiterlehre zum Zirkus Knie zu gehen. Dort lernte sie unter Fredy Knie sen. viel über Pferdepsychologie. Ihr Erfolgspferd Dandy de la Roche CMF CH kaufte sie als 3-jährigen Hengst und bildete ihn bis zur Grand Prix-Reife aus.
- Was bedeutet für dich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, Freude zu haben mit dem Pferd. - Was war dein grösster sportlicher Erfolg?
Mein bisher grösster sportlicher Erfolg war die Schweiz an den Weltreiterspielen in Tryon zu vertreten. - Welchen Ratschlag gibst du anderen ReiterInnen auf den Weg?
Sich Zeit zu nehmen und das Pferd mit Freude mitmachen lassen. Nichts erzwingen.
Bernadette Brune
Nach der Trennung ihrer Eltern verbrachte Bernadette ihre Jugendjahre in Monaco, wo sie reiten lernte und an Springturnieren teilnahm. Zurück in Deutschland absolvierte sie eine Bereiterlehre und war erfolgreich im Springsattel unterwegs: Über 142 M- und S-Platzierungen und -Siege stehen auf ihrem Konto. Doch dann beendete ein schwerer Sturz ihre Springkarriere. Bernadette steckte nicht lange den Kopf in den Sand und baute in Vidauban an der Cote d’Azur einen Stall zum Turniermekka aus. Es zog sie jedoch auch wieder zurück in den Sattel und sie begann selber erfolgreich Dressur zu reiten. Sie schaffte es innerhalb von sechs Jahren von A-Dressuren in den Grand Prix-Sport. Inzwischen betreibt Bernadette ein Gestüt und Dressurstall in der Nähe von Oldenburg.
- Was bedeutet für dich Erfolg?
Erfolg ist die Bestätigung, dass die Arbeit die wir zuhause machen richtig ist. - Was war dein grösster sportlicher Erfolg?
Mehrere Nationenpreise, Sieg in Vidauban oder 2017 ein zweiter Platz hinter Isabell Werth bei dem CDI 5* mit einem Richter auf dem ersten Platz - Welchen Ratschlag gibst du anderen ReiterInnen auf den Weg?
Wer Erfolg haben will, muss sich auf seine Arbeit konzentrieren und nicht daran denken, was die anderen denken! Nur versuchen, die schönste Prüfung hinzulegen für sich selber!
Zur Webseite des Gestütes Brune: www.gestuet-brune.com
Cathryn Rippelbeck
Das Credo der sympathischen Pferdewirtin lautet Harmonie & Leichtigkeit. Neben abwechslungsreichem Training inkl. Gymnastik und Stoppelfeldgalopp ist ihr wichtig, dass ihre Schützlinge auch einfach Pferd sein dürfen – zusammen mit Kumpels auf der Wiese. Cathryn reitet erfolgreich von Reitpferde bis S*** und unterrichtet zudem leidenschaftlich gern.
- Was bedeutet für dich Erfolg?
Da gibt es den Erfolg im täglichen Training, sei es der erste fliegende Wechsel, den man dem Pferd beibringt oder ein nervöses Pferd, das sich durch dein Reiten endlich entspannt. Das sind Erfolge, die nicht im Viereck gefeiert werden, sondern zuhause. Ich glaube, daß es toll ist einen Sieg zu feiern und dafür eine Schleife zu bekommen, aber genauso wichtig sind die Erfolge, die im Stillen gefeiert werden. - Was war dein grösster sportlicher Erfolg?
Mein größter Erfolg ist sicherlich, die Ausbildung vom Korrekturpferd bis zum S*** platzierten und S** siegreichen Dressurpferd. Klar könnte man sagen, da und da hab ich S gewonnen, z.B. in Damme Intermediäre 1 , aber Platzierungen kann jeder erreiten mit den passenden Pferden, ich finde den Weg viel mehr entscheidend… - Welchen Ratschlag gibst du anderen ReiterInnen auf den Weg?
Um erfolgreich zu sein, solltest du nicht zu verbissen sein, alles mit einem Lächeln nehmen, aus Fehlern und Rückschlägen lernen, es besser machen. Man muss viel an sich arbeiten und an sich glauben. Nicht links und rechts schauen, was die anderen machen, sondern sich auf seinen Weg konzentrieren, jemand hat mir mal gesagt, die anderen kochen auch nur mit heißem Wasser, das hat mir immer geholfen, wenn ich z.B. gegen die Creme de la Creme im deutschen Reitsport antreten musste und nervös wurde.
Mehr über Cathryn Rippelbeck sowie regelmässige Trainingsimpressionen findet ihr auf ihrer Facebookseite.
Françoise Cantamessa
Françoise war zweifache Schweizer Juniorenmeisterin und wurde international bekannt als Reiterin der Hengste des Hofguts Albführen. Im Jahr 2000 startete sie an den olympischen Spielen in Sydney und wurde Siebte mit dem Schweizer Team. Sie arbeitete für Ullrich Kasselmann und Daniel Ramseier und hat sich inzwischen selbständig gemacht.
- Was bedeutet für dich Erfolg?
Das Pferd soll Spass an der Sache haben. Ich liebe auch Freiheitsdressur. - Was war dein grösster sportlicher Erfolg?
Der grösste sportliche Erfolg war die Teilnahme an den olympischen Sommerspielen 2000 in Sydney. - Welchen Ratschlag gibst du anderen ReiterInnen auf den Weg?
Dem Pferd gerecht bleiben.
Trakehnerhengst Peron, mit dem Francoise Cantamessa erfolgreich Grand Prix gestartet ist (u. a. in Aachen!)
Elena Fernandez
Die spanisch-schweizerische Doppelbürgerin war als junge Reiterin sehr erfolgreich in und für die Schweiz am Start. Nach mehreren Jahren in Spanien, kehrte Elena 2013 zurück in die Schweiz. Aktuell reitet sie neben dem Grand Prix Pferd Sueno die Pferde der Familie Grunder.
- Was bedeutet für dich Erfolg?
Dass mir das Pferd vertraut und Freude bekommt zusammen zu arbeiten. Wenn die Kommunikation so fein ist, dass Pferd und Reiter eins werden. - Was war dein grösster sportlicher Erfolg?
In meinen 3 Jahren bei den Jungen Reitern war ich sehr erfolgreich. 1 Goldmedaille und 2 Silbermedaillen. Da bin ich auch 3 Europameisterschaften geritten und mein bestes Resultat war der 14. Platz in Rom.
Als ich in Spanien war, bin ich 2009 Spanische Meisterin geworden in der Small Tour.
2017 Jahr konnte ich international gute Resultate erzielen. CDI*** Saumur, 3. Platz im Grand Prix und 4. Platz in der Grand Prix Kür.
2018 bin ich leider kein Grad Prix geritten, weil mein Pferd Sueno verletzt war. Aber mit dem Nachwuchspferden, war ich am Promotion Final CH Pferde sehr erfolgreich. 3 Pferde hatte ich am Start: 2x Gold und 1x Bronze. - Welchen Ratschlag gibst du anderen ReiterInnen auf den Weg?
Lernt den Pferden zuzuhören und so zusammen ein Team zu werden. Seid immer positiv eingestellt und lobt das Pferd für jeden kleinen Fortschritt. Mit Zeit, Geduld und Weiterbildung kann es nur gut gehen.
Estelle Wettstein
Als Tochter des Springreiters Ernst und der Dressurreiterin Marie-Line Wettstein hat Estelle den Pferdevirus quasi in den Genen. Die junge Schweizerin ist erfolgreich im Dressur- als auch Springsattel unterwegs und gilt als grosse Hoffnung für den Schweizer Dressursport.
- Was bedeutet für dich Erfolg?
Erfolg beim Reiten ist für mich, wenn ich Tag für Tag den Fortschritt zwischen der Partnerschaft von meinem Pferd und mir spüre. Natürlich sind Resultate eine tolle Bestätigung für die Arbeit, die ich mit dem Pferd mache; das motiviert zusätzlich! Aber das tägliche Zusammenspiel und die Harmonie sind für mich der schönste und grösste Erfolg. Zu sehen, dass auch mein Pferd immer ambitionierter wird und selber mitdenkt. - Was war dein grösster sportlicher Erfolg?
Die 5 internationalen Grand Prix Siege 2018 in Deauville, Achleiten und Crozet und die Qualifikation für Tryon! - Welchen Ratschlag gibst du anderen ReiterInnen auf den Weg?
Nie Aufgeben! Immer daran glauben – Höhen und Tiefen gehören bei uns einfach dazu! Es braucht ganz viel Geduld, aber das aller Wichtigste ist, nie die Freude am Sport zu verlieren und immer positiv zu bleiben!
Mehr über Estelle Wettstein: Steckbrief
Jeanette Larsen
- Was bedeutet für dich Erfolg?
Erfolg können für mich ganz kleine Sachen im Alltag sein. Zum Beispiel wenn ein junges Pferd plötzlich eine Übung versteht oder man zum ersten Mal im Sattel sitzt. Es ist natürlich auch mit Turnierreiten verbunden. - Was war dein grösster sportlicher Erfolg?
Für mich geht es nicht so sehr darum, wo und was ich gewonnen habe, sondern viel mehr um das Pferd und den Weg dahin. Ich habe viele grosse Turniere geritten, und fand es eigentlich immer ein Erfolg dabei zu sein. - Welchen Ratschlag gibst du anderen ReiterInnen auf den Weg?
Üben, üben, üben. Unglaublich viel Disziplin, nie aufhören zu träumen und sich gerne grosse Ziele setzen. Und vor allem findet einen guten Trainer.
Steffen Frahm
Der deutsche Dressurreiter machte sich einen Namen als Jungepferdeausbilder. So qualifizierte er den Oldenburger Bluetooth, der nun von Ingrid Klimke geritten wird, für die WM der jungen Dressurpferde und stellte den Hengst Damsey, der 2017 unter Helen Langehanenberg EM-Teamgold gewann, in seinen ersten Grand Prix-Prüfungen vor. Nach Bereitertätigkeiten auf der Hengststation Meyer, dem Hof Kasselmann und bei Holga Finken reitet Steffen nun seine eigenen Berittpferde sowie die Pferde des Westfälischen Pferdezentrums in Münster-Handorf.
- Was bedeutet für dich Erfolg?
Erfolg beim Reiten unterscheide ich zum einen in das Erreichen individuell gesteckter Ziele in der Ausbildung und zum anderen in den sportlichen Erfolg. Wobei der sportliche Erfolg sich auf dem der Ausbildung aufbaut. Erfolg dient mir zur Überprüfung ob ich mich auf dem richtigen Ausbildungsweg befinde und weiter ist es ein nicht zu unterschätzender motivierender Faktor. - Was war dein grösster sportlicher Erfolg?
Zu meinen größten sportlichen Erfolgen zähle ich im Jungpferdealter Platzierungen auf der WM der jungen Dressurpferde sowie im Grand Prix Sport Siege mit bis zu 75 %. - Welchen Ratschlag gibst du anderen ReiterInnen auf den Weg?
Mit Ruhe und Geduld Seine Ziele weiter verfolgen und sich dabei täglich zu hinterfragen, um sein Pferd nicht zu überfordern.
Veronika Marthaler
Mit Pferden aufgewachsen war für Veronika schnell klar, dass sie eine Bereiterlehre absolvieren möchte. Obwohl ihre Eltern von der Idee nicht begeistert waren, begann Veronika eine Bereiterlehre beim Schweizer Dressurausbilder Hans Staub und arbeitete später bei Silvia Iklé. Inzwischen lebt Veronika in der Slowakei, wo sie zusammen mit ihrem Partner einen eigenen Stall aufbaut.
- Was bedeutet für dich Erfolg?
Wenn ich beim Reiten eins bin mit meinem Pferd, ich nur denken brauch und mein Partner reagiert. - Was war dein grösster sportlicher Erfolg?
Mein grösster Erfolg war die Goldmedaille an der SM Dressur Elite 2007 und die Qualifikation für die Olympiade 2008. - Welchen Ratschlag gibst du anderen ReiterInnen auf den Weg?
Man braucht in erster Linie Liebe zum Pferd, viel Fleiss und etwas Ehrgeiz.