Inhalte
- Bestes Mittel gegen Strahlfäule bzw. was hilft wirklich?
- Was ist Strahlfäule?
- Wie kommt es zu Strahlfäule?
- Wie vermeidet man Strahlfäule?
- Was ist Keralit undercover und wann wird es angewendet?
- Wie wird Keralit angewendet?
- Meine Erfahrungen mit Keralit
- Weitere Mittel gegen Strahlfäule
- Hausmittel
- Erfahrungsbericht einer Leserin
- Strahlfäule behandeln
- Generelle Tipps zur Hufpflege
Bestes Mittel gegen Strahlfäule bzw. was hilft wirklich?
Bei meiner Trakehnerstute habe ich von Hausmitteln bis hin zu Medikamenten viele verschiedene Mittel ausprobiert. Leider hat nichts wirklich geholfen gegen die hartnäckige Strahlfäule. Viele Mittel trocknen das Horn zu stark aus, wodurch die Elastizität des Hufes verloren geht und sich Risse bilden, in denen sich die Fäulnisbakterien gerne festsetzen.
Schliesslich hat mir mein Hufpfleger als bestes Mittel gegen Strahlfäule „Keralit undercover“ empfohlen.
Doch beginnen wir von vorne…
Was ist Strahlfäule?
Strahlfäule ist eine Erkrankung des Hufes, bei welcher der Strahl durch Fäulnisbakterien langsam zersetzt wird. Strahlfäule erkennt man einfach am übel riechenden Geruch der Hufe. Das Strahlhorn wird weich und die Furchen sind mit einer schmierigen schwarzen Masse gefüllt. Meist beginnt die Strahlfäule in der mittleren Strahlfurche und breitet sich dann auf die seitlichen Strahlfurchen aus. Eine Fäulnis der weissen Linie wird als Hornfäule bezeichnet.
Auf dem Bild ist deutlich zu sehen wie die mittlere Strahlfurche von Strahlfäule betroffen ist.
Wie kommt es zu Strahlfäule?
Hauptursachen für Strahlfäule sind schlechte Stallhygiene (ständiges Stehen im Mist bzw. feuchter Einstreu) und mangelnde Hufpflege. Begünstigt wird Strahlfäule zudem durch eine enge Hufstellung und tiefe Strahlfurchen.
Wie vermeidet man Strahlfäule?
Die Hufe sollten mindestens täglich sauber ausgekratzt, regelmässig gereinigt und alle 4-8 Wochen fachmännisch ausgeschnitten werden. Weiter sollten Boxe sowie Auslauf gut sauber gehalten werden, da feuchte Kot-Urin-Mischungen den Bakterien ansonsten einen idealen Nährboden bieten. Bei schlechter Hornqualität hilft ein Zusatzfutter mit Zink. Ausreichend Bewegung fördert die Durchblutung der Huflederhaut und dadurch das Hufwachstum. Zudem trägt körniger Sandboden auch bei beschlagenen Pferden zum natürlichen Abrieb des abgestorbenen Strahlmaterials bei.
Ist das Kind in Brunnen gefallen und das Huf von Strahlfäule betroffen, gilt es die Bakterien möglichst schnell wieder loszuwerden. Dabei habe ich sehr gute Erfahrungen mit dem pflanzlichen Mittel „Keralit undercover“ gemacht.
Was ist Keralit undercover und wann wird es angewendet?
„Keralit undercover“ ist eine pflanzliche Hufpflegepaste aus Gewürzen und Baumrindenextrakten. Ursprünglich war das Mittel zur Vermeidung von Hornzersetzung bei Beschlägen mit Platten oder Silikoneinlagen gedacht – daher auch der Namenszusatz „undercover“. Die pflanzlichen Wirkstoffe werden über die gesamte Beschlagsperiode von 7-8 Wochen gleichmässig freigegeben.
„Keralit undercover“ wirkt effektiv gegen Hornzersetzungsprozesse im Bereich der weisse Linien, der Sohlen und Eckstreben oder des Hufstrahls. Zudem hat sich die Paste auch zur Behandlung von Hornsäulen (säulenförmige Hornbildung an der inneren Wand der Hufkapsel) und hohlen Wänden (Hohlraum in der Hufwand) bewährt. Bei der Umstellung von Eisen auf Barhuf eignet sich „Keralit undercover“ ausserdem zum Versiegeln von alten Nagellöchern.
Wie wird Keralit angewendet?
Am besten beginnt man mit der Behandlung nachdem die Hufe frisch ausgeschnitten wurden. Zumindest sollte das Huf sauber gereinigt und bei fortgeschrittener Strahlfäule das faulig lose Horn möglichst entfernt werden. Anschliessend trägt man „Keralit undercover“ mit einem sauberen Handschuh auf die betroffenen Stellen auf. Beim Strahl drücke ich die Paste so gut wie möglich in die Furchen (bei Bedarf nehme ich einen Spachtel zu Hilfe). Am Anfang wiederhole ich die Anwendung alle paar Tage. Wenn das Pferd keine Strahlfäule mehr hat, verwende ich es lediglich zur Vorbeugung.
Meine Erfahrungen mit Keralit
„Keralit undercover“ ist für mich ganz oben auf der Liste „bestes Mittel gegen Strahlfäule“. Dank der schmierigen Substanz kann es gut in die Strahlfurchen sowie Ritzen gedrückt werden und bleibt dort auch haften. Zudem pflegt und stärkt es den Huf ohne ihn auszutrocknen.
Von Keralit gibt es auch ein Stahl-Liquid, das speziell zur Behandlung von Strahlfäule gedacht ist. Laut Hersteller wird das Strahlhorn bereits nach 3-4-tägiger Anwendung fester und die Strahlfurchen trocknen aus. „Keralit Strahl-Liquid“ ist eine dünnflüssige Lösung. Als ich das Produkt gekauft hatte, dachte ich, dies helfe bei Auftragen. In der Praxis erwies sich das jedoch als Nachteil, da grosse Mengen einfach weg tropfen und nicht in die fauligen Ritzen gelangen. Fazit: Nur in Verbindung mit getränkter Watte effektiv.
Weitere Mittel gegen Strahlfäule
Kevin Bacon’s Hoof Solution
Ebenfalls empfehlen kann ich das „Kevin Bacon’s Hoof Solution“. Das dickflüssige Mittel ist auch auf natürlicher Basis und lässt sich mit dem mitgelieferten Pinsel sehr einfach auftragen. Es schützt Sohle sowie Strahl und garantiert bei regelmässiger Anwendung eine perfekte Hufhygiene.
Anwendung: Sohle, Strahl sowie Strahlfurchen gründlichen (ohne Wasser) abbürsten und bei Bedarf lose Hornteile entfernen. Die Flasche kurz schütteln und dann das Mittel mit dem Pinsel auftragen. Bei stark beschädigtem Strahl wird das Mittel täglich über 3-5 Tage angewendet. Zur Vorbeugung reicht eine Anwendung pro Woche.
Vorteil: Es lässt sich sehr einfach auftragen, wirkt schnell und zuverlässig.
Einzige Kritikpunkte (Meckern auf hohem Niveau): Manche stören sich am Essiggeruch. Zudem ist das Mittel relativ klebrig, dadurch haftet es nicht nur gut am Huf, sondern bei ungeschickter Anwendung auch an der Kleidung.
Meine Beurteilung im Vergleich zu Keralit: Während „Keralit undercover“ noch etwas vielseitiger einsetzbar ist (bei Beschlag mit Platten und Silikon oder bei Hornsäule sowie hohler Hufwand), hilft das „Kevin Bacon’s Hoof Solution“ ebenfalls sehr wirksam bei Strahlfäule. Wofür man sich entscheidet, hängt somit vom Verwendungszweck und den persönlichen Vorlieben (Paste vs. dickflüssiges Mittel) ab. Daher steht für mich Kevin Bacon’s Hoof Solution an zweiter Stelle auf der Liste „bestes Mittel gegen Strahlfäule“.
Leovet Strahlserum
Auch das Strahlserum von Leovet eignet sich zum gezielten Einsatz bei akuten Fällen. Es trocknet den Strahl aus und stoppt den Fäulnisprozess.
Inhaltsstoffe: Teebaumöl, Terpentinöl, Alaun, Kieferkernholzextrakt
Vorteil: Lässt sich einfach auftragen.
Kritikpunkt: Die Düse bzw. der Sprühkopf ist relativ schnell verstopft.
Hoofgold BlueStuff Hufpflege
Hoofgold BlueStuff ist ein sehr effektives, aber auch stark giftiges Mittel zur Behandlung von akuter Strahlfäule.
Inhaltsstoffe: Ethanol, Benzalkoniumchlorid (toxisch), Glutaral (toxisch)
Achtung: Die Flüssigkeit ist leicht entzündbar und kann Hautreizungen verursachen, weshalb man beim Auftragen jeden Hautkontakt vermeiden sollte und am besten Nitril-Handschuhe trägt.
Go! Strahlmed Intensiv Strahlpflege
Wie Hoofgold ist das GO (Gustav Optenplatz) Strahlfäulemittel ebenfalls eine bläuliche Flüssigkeit auf Alkoholbasis. Besonders effektiv ist die Behandlung, wenn man in die Strahlfurchen der gereinigten Hufe etwas Watte stopft und das Mittel darauf gibt.
Vorteil: sehr sparsam in der Anwendung, 3-4 Tropfen wöchentlich reichen meist aus
Inhaltsstoffe: Isopropylalkohol, Benzalkoniumchlorid (toxisch), Farbstoff
Achtung: Auch das GO Strahlfäulemittel sollte nicht auf die Haut gelangen (Nitril-Handschuhe tragen).
Hufpflege mit Artimud
Artimud ist ein natürliches Mittel. Die antibakterielle Hufpaste schützt und pflegt den Huf und sorgt für eine gesunde weisse Linie.
Inhaltsstoffe: Honig, Zinkoxyd, Eukalyptusöl und grüner Tonerde
Vorteil: Dank der zähen Konsistenz lässt es sich einfach auftragen und bleibt bei trockenem Wetter bis zu mehreren Tagen am Huf haften. Artimud hilft gegen Strahlfäule, Risse in der weissen Linie, Hornspalten und Furchen. Zudem kann es auch vorbeugend eingesetzt werden und eignet sich ideal zur regelmässigen Pflege bei Barhufpferden.
Einziger Kritikpunkt: Artimud ist nicht ganz günstig. Die Paste ist allerdings sehr ergiebig, was den Preis wieder relativiert.
Strahlfoili
Strahlfoili ist wie Artimud auf natürlicher Basis.
Inhaltsstoffe: Kaolinit, Zinkoxid, Kupfervitriol, Honig und Eukalyptusöl
Strahlfoili wirkt desinfizierend und entzündungshemmend. Es bildet eine Schutzbarriere gegen Feuchtigkeit und ätzende Umwelteinflüsse. Es hilft dem Huf, gesund nachzuwachsen und zeigt schnell Wirkung: Erste Ergebnisse sind innerhalb von nur 10 Tagen sichtbar. Ideal zur Behandlung von Strahlfäule, bröckeliger Hufsohle und Hufrissen.
Strahlfoili vs. Artimud: Die Zusammensetzung der beiden Produkte ist sehr ähnlich. Strahlfoili ist besonders wirksam bei der Behandlung von Strahlfäule und Hufrissen, während Artimud sich hervorragend zum Schutz und zur Pflege von flachen Rissen und Spalten eignet.
Achtung: Bei Strahlfoili gilt während der Turniersaison eine Wartezeit von 48 Stunden.
Ida Plus Spray Strahlfäule und Fesselekzem
Der Spray mit probiotischen Bakterien wird primär zur Behandlung von Mauke eingesetzt, hilft jedoch auch gegen Strahlfäule.
Holzteer
Früher war es üblich, die Hufsohle mit Holzeer zu bestreichen.
Nachteil: Da der Teer den Huf abschliesst, werden die Lebensbedingungen der ohne Sauerstoff lebenden Fäulnisbakterien noch begünstigt. Daher würde sich Hufteer höchstens zur Vorbeugung von Strahlfäule eignen. Wegen seiner vermuteten krebserregenden Eigenschaft kommt Hufteer jedoch nur noch selten zum Einsatz.
Jodofromäther
Verbreitet ist die Behandlung mit 4 bis 10 %-igem Jodoformäther (4 g Jod in 100 ml Äther). Dabei wird ein mit der Lösung getränkte Wattebausch in die betroffene Stelle (meist in die mittlere Strahlfurche) eingedrückt. Jodeformäther hat antibakterielle und ätzende Eigenschaften. Dadurch werden Bakterien abgetötet und das weiche Hufmaterial zersetzt.
Nachteil: Jodoformäther ist hochentzündlich und gesundheitsschädlich, zudem trocknet es die Hufe stark aus.
JoDoGel
JoDoGel enthält ebenfalls Jodoform, ist jedoch nicht brennbar und lässt sich daher einfach anwenden sowie aufbewahren. Zudem ist es feuchtigkeitsregulierend, führt also nicht zu ausgetrockneten Hufen.
Nachteil: JoDoGel hat eine etwas schwächere Wirkung wie andere Mittel.
Wasserstoffperoxid
Das Bleichmittel wirkt desinfizierend und austrocknend. Eine 3 %-ige Lösung erhält man günstig in jeder Apotheke.
Nachteil: Wasserstoffperoxid trocknet die Hufe stark aus und führt zu Rissen.
Kupfersulfat
Kupfersulfat wirkt antibakteriell und kann rezeptfrei in der Apotheke gekauft werden.
Nachteil: Kupfersulfat ist giftig, bei zu tiefem Eindringen in das Horn wird auch die Lederhaut geschädigt.
Hausmittel
Essig
Essig wirkt antibakteriell. Hufe mit naturtrübem Apfelessig einsprühen oder auswaschen.
Nachteil: Wirkt vorbeugend, zeigt bei fortgeschrittener Strahlfäule jedoch keinen nachhaltigen Effekt.
Honig & Zwiebeln
Cremiger Honig zusammen mit einer pürierten Zwiebel vermischen und anschliessend auf die Hufe auftragen. Zwiebeln wirken desinfizierend, der Honig gibt Geschmeidigkeit.
Nachteil: Die Mischung stinkt und sollte jeweils frisch zubereitet werden.
Zahnpasta
Fluoride und Zink der Zahnpasta stören den Stoffwechsel der Bakterien und wirken austrocknend.
Nachteil: Zahnpasta hilft nur bei leichter Strahlfäule.
Erfahrungsbericht einer Leserin
Melanie hat bei ihrem in England gekauften Pferd schnell festgestellt, dass alle vier Hufe von starker Strahlfäule betroffen waren. Um die Strahlfäule in Griff zu kriegen, vereinbarte sie mit dem Barhufpfleger alle drei bis vier Wochen einen Termin, damit das faule Gewebe regelmässig weggeschnitten wurde. Sie hat die Hufe täglich gründlich gereinigt und anfänglich mit Betadine und später mit einer Tamponade mit einem Spray vom Tierarzt behandelt. Als Melanie nach zwei monatiger Behandlung eine neue „Tasche“ mit Strahlfäule entdeckte, war sie langsam am Verzweifeln und bat mich um meine Meinung. Zudem bestellte sie Keralit undercover sowie Kevin Bacon’s Hoof Solution.
Ein solch starker Befall von Strahlfäule kann sehr hartnäckig sein. Melanie war jedoch absolut auf dem richtigen Weg mit:
– täglichem Reinigen der Hufe und Tamponaden
– regelmässigem Ausschneiden der Hufe
– sauberer Haltung (vorübergehende Streichung der Weide, da diese gerade sehr matschig war)
– Stärkung des Immunsystems mit einem Mineralfutter
Alles, was es brauchte, war noch etwas mehr Geduld. Zwei Wochen nach ihrer Anfrage konnte das letzte kranke Gewebe weggeschnitten werden!
Strahlfäule behandeln
Unabhängig davon welches Mittel man verwendet, empfiehlt sich folgende Vorgehensweise:
- Hufe regelmässig trocken säubern (ggf. mit Hilfe einer kleinen Bürste mit harten Borsten)
- möglichst alles von der schmierigen und übelriechenden Substanz (Keime und zersetztes Horn) mechanisch entfernen
- Mittel der Wahl (Keralit undercover, Kevin Bacon’s Hoof Solution o.ä.) auftragen, ggf. mit dem Mittel getränkte Watte in die Strahlfurchen drücken, dadurch kann das Mittel länger einwirken und der Strahl ist besser geschützt vor Schmutz und Mist
Dies sollte möglichst täglich wiederholt werden. Daneben gilt wie oben erwähnt: Auf eine saubere Einstreu und trockenen Boden im Auslauf achten.
Generelle Tipps zur Hufpflege
Häufiges Waschen und Fetten schadet dem Huf! Besser:
- von innen: möglichst trocken säubern
- von aussen: wenn nötig mit Wasser abspritzen
- Saumband (Übergang zwischen Fell und dem „Hornschuh“): hier kann gelegentlich Öl oder eine Créme aufgetragen werden
Möchte man die Hornqualität verbessern, setzt man am besten bei der Ernährung an. Tierärzte und Hufschmiede empfehlen das Farrier’s Formula Zusatzfutter – nicht ganz günstig, jedoch sprechen die positiven Erfahrungsberichte für sich.
Zum Artikel über die Stallapotheke inkl. Erste Hilfe-Checkliste